Drei Jungen singen am Wochenende in Mozarts „Zauberflöte“ im Goethe-Theater in Bad Lauchstädt.

Gütersloh (gans). Erneut eine große Ehre für den Gütersloher Knabenchor: Drei junge Mitglieder des Chores stehen derzeit auf der Bühne des legendären Goethe-Theaters in Bad Lauchstädt. Sie stellen die Drei Knaben in Wolfgang Amadeus Mozarts Oper „Die Zauberflöte“ dar. Es ist bereits das vierte Mal, dass Gütersloher Chorknaben für diese Rollen an das einst von Goethe initiierte und 1802 eröffnete Haus engagiert werden, wie Chorleiter Sigmund Bothmann der NW berichtet.

Zurzeit laufen die Endproben für die beiden bereits ausverkauften Aufführungen am kommenden Wochenende. „Der Regisseur Igor Folwill hat eine konservative, aber sehr fröhliche und bunte Inszenierung gemacht, die allen viel Spaß macht“, so Bothmann. Insgesamt hat Bothmann sechs Jungen in die sachsen-anhaltinische Festivalstadt mitgenommen.

„Die beiden Aufführungen werden aber nur von Johann Kaßmann, Julius Halter und Moritz Sandmann bestritten“, so Bothmann. Die drei Ersatzsänger Danny Maraha, Simon Cornelius und Christian Iding hätten aber an den Orchesterproben am Dienstag teilgenommen und seien gegebenenfalls vorbereitet für die Aufführungen im nächsten Jahr. Johann und Julius haben bereits in diesem Jahr Bühnenluft bei der Detmolder Inszenierung von „The Turn of the Screw“ von Britten schnuppern dürfen. Und für Moritz ist es schon der dritte Auftritt in Bad Lauchstädt. Und noch eine kleine Gütersloher Querverbindung ergibt sich: Der Dirigent, der bei den Aufführungen die Leipziger Kammersymphonie und den Leipziger Opern-Extrachor leitet, ist Matthias Foremny, ein einstiger Schüler des ehemaligen Leiters des Städtischen Musikvereins, Karl-Heinz Bloemeke.

2019 waren erstmals Gütersloher Sänger in Bad Lauchstädt zu erleben. Starsopranistin Edda Moser, Leiterin des Bad Lauchstädter „Festspiels der Deutschen Sprache“, hatte sie auf Empfehlung des Alte-Musik-Orchesters „L’arte del mondo“ eingeladen. Mit diesem international renommierten Klangkörper haben Knaben- wie auch Bachchor bereits mehrfach in der Vergangenheit in Gütersloh zusammengearbeitet. Offenbar war das Vertrauen der legendären Opernsängerin so groß in die Leistungsfähigkeit des Gütersloher Knabenchores, dass sie nun erneut verpflichtet wurden.

Damit der Talentpool weiterhin gut gefüllt bleibt, lädt Sigmund Bothmann zudem alle interessierten Jungen zum Mitsingen ein. Gleich zwei Nachwuchsgruppen starten in der kommenden Woche, Dienstag, 18. Oktober, und Donnerstag, 20. Oktober, jeweils 17 Uhr. Weitere Infos unter http://www. knabenchor-gt.de

Matthias Gans, Neue Westfälische, 13.10.2022

30 Jahre Kantor: Sigmund Bothmann zeigt im Jubiläumskonzert, dass er die evangelische Kirchenmusik in Gütersloh zum musikalischen Leuchtturm der Region gemacht hat.

Gütersloh. „Wir sind glücklich, dass du seit 30 Jahren das musikalische Leben in der evangelischen Kirchengemeinde Gütersloh prägst. Und ich bin beeindruckt, wie deine Liebe zur Kirchenmusik in jedem Ton spürbar wird und du den besonderen Moment von Musik in die Stadt und weit darüber hinaus trägst.“ Diesen Worten von Pfarrer Stefan Salzmann, Vorsitzender des Presbyteriums, dürften sich die vielen Besucherinnen und Besucher in der Martin-Luther-Kirche im Geiste angeschlossen haben. Sie alle feierten das drei Jahrzehnte währende Kantorat von Sigmund Bothmann in einer Chorvesper. Und der vielfach Gerühmte? Er wurde an diesem Abend mit jedem Beitrag, den er als Organist wie Chorleiter tätigte, dem Lob der Festredner mehr als gerecht.

Wohl dem, der solche Freunde hat: Als „Netzwerker und Kommunikator“ bezeichnete Welf Sundermann, Vorsitzender des Fördervereins Bachchor Gütersloh, die Fähigkeit des schon früh zum Kirchenmusikdirektor erhobenen Kantors, Geld für musikalische Zwecke zu sammeln.Er sei „als Mensch den Menschen zugewandt“ und „als Künstler seriös“, so Sundermann, der auch nicht verhehlte,

dass es anfangs rappelte und sogar die erste Bewerbung fehlschlug, weil man zunächst die „falsche“ Konfession argwöhnte.

Sundermann erinnerte auch an den preisgekrönten Organisten, der 2002/2003 gemeinsam mit Christian Weiherer Bachs gesamtes Orgelwerk zur Aufführung brachte. Das große Es-Dur-Präludium zu Beginn des Abends zeigte, dass Bothmann die komplexe Polyphonie Bachs nach wie vor mit Elan zu meistern weiß.

Als jungen Kirchenmusiker lernte der damalige Pfarrer der Augustdorfer Dorfkirche, Peter Schröder, den Jubilar kennen und schätzen – eine Freundschaft, die bis heute Bestand hat. Und warum? „Weil ich nur mit einem Menschen befreundet sein kann, der das Leben UND die Musik liebt.“ Das eine sei ein Spiegelbild des anderen, nicht voneinander zu trennen. „Er ist alles andere als oberflächlich, nicht als Mensch und nicht in der Musik“, so Schröder. Er habe auf das Werk seines Vorgängers Hermann Kreutz aufbauen könne. Aber davon habe er nur einmal ernten können. „Dann musstest du selbst säen und pflanzen.“

Und Bothmann hat fleißig gesät und gepflanzt. Nicht nur, was die Arbeit des Bachchores angeht, fiel die Ernte üppig aus. Die für diesem Abend gewählte Musik hatte nichts von populärem Potpourri, sondern war als theologisch-philosophisches wie musikalisches Bekenntnis zu verstehen. In dieser Eindrücklichkeit gelangen Bothmann und dem trefflich vorbereiteten Chor die Interpretation der Musik von Monteverdi und Schütz. Bachs ausdrucksstarke Motette „Jesu, meine Freude“ wurde in bebender Dringlichkeit vorgeführt. Doch auch Brahms’ „Warum ist das Licht gegeben“ mit den intensiv wiederholten „Warum“-Fragen ging unter Haut.

Früchte und „Früchtchen“ von Bothmanns jüngerer Arbeit waren eingangs mit Knabenchor und Choralsingschule zu erleben, die unter Benjamin Reichert mit fröhlichen Werken des Frühbarocks den Anspruch an außergewöhnliche Qualität mit schönster Tongebung befriedigten. „Auf weitere 15 Jahre“, brachte Pfarrer Salzmann dem Geehrten und ob der stehend gebrachten Ovationen sichtlich Gerührten augenzwinkernd einen Toast von starker Konsensfähigkeit aus.

Matthias Gans, Neue Westfälische, 03.09.2022

Konzert zu Ehren von Kirchenmusikdirektor Sigmund Bothmann

Gütersloh (gl). Ehre, wem Ehre gebührt. Im Kulturleben der Stadt Gütersloh und weit darüber hinaus fällt dazu sofort Kirchenmusikdirektor Sigmund Bothmann ein. Bei der Chorvesper zu Ehren seines 30-jährigen Schaffens in Gütersloh sparten die Laudatoren am Donnerstag in der Martin-Luther-Kirche nicht mit Lobesworten.

Allen voran hob Pfarrer Stefan Salzmann, der Vorsitzende des Presbyteriums der Evangelischen Kirchengemeinde Gütersloh, den „hohen, künstlerischen Anspruch“ hervor, mit dem Bothmann mit „Leidenschaft und Liebe allen ganz besondere Momente der Musik geschenkt“ habe. Schmunzelnd erinnerte sich Welf Sundermann, der Vorsitzende des Fördervereins des Bachchors, daran, dass Bothmann wegen „unklarer Konfession“ erst in der zweiten Runde überzeugte und hob dessen Fähigkeiten als Chorleiter, Konzertorganist, Organisator und vor allem als weltzugewandter Mensch hervor.

Berührend philosophierte Pfarrer Peter Schröder über die langjährige Freundschaft mit dem Jubilar, mit dem er bereits vor 35 Jahren in der Augustdorfer Dorfkirche zusammenarbeitete und den er als Menschen, der das Leben und die Musik liebe, besonders schätze.

Mit dem technisch glanzvollen Präludium Es-Dur, BWV 532 des jungen Johann Sebastian Bach eröffnete Bothmann selbst die musikalische Feierstunde. Allein die ersten aufwärtsstürmenden Klänge reißen den Hörer mit und signalisieren, dass es um die Virtuosität, besonders um die des Pedals geht. Nicht nur ein charismatischer Chorleiter, was er am Konzertabend einmal mehr bewies, ist er auch ein hervorragender Konzertorganist. Außer kürzeren, eindrucksvollen Chorwerken von Heinrich Schütz und Claudio Monteverdi, ragte die fünfstimmige Motette „Jesu, meine Freude“ BWV 227 hervor.

Für viele Chorsänger einfach „die“ Motette Bach, bleibt es ein Geheimnis, warum Bothmann die höchstwahrscheinlich für eine Trauerfeier komponierte Musik gewählt hat. Mit feinstem Gespür von Linda Mantcheva (Violoncello) und Gerhard Abe-Graf (Orgel) begleitet, sang der Chor lupenrein intoniert und mit größter Hingabe unter dem gewohnt mitreißendem Dirigat Bothmanns.

Und selbstverständlich zeigten sich auch der Knabenchor und die Choralsingschule Gütersloh unter der Leitung von Benjamin Reichert von der besten Seite und verzückten mit abwechslungsreichen Liedern italienischer und englischer Komponisten aus dem sechszehnten Jahrhundert. Nach der Zugabe mit Josef Rheinbergers „Bleib bei uns, denn es will Abend werden“ op. 69, Nr. 3 hörte man so manchen der zahlreichen Besucher in der vollbesetzten Kirche sagen, dass es noch viele Konzerte mit Bothmann und dem Bachchor geben möge.

Dr. Silvana Kreyer, Die Glocke, 03.09.2022